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GfbV an Steinmeier: Helfen Sie den von ISIS bedrohten Minderheiten im Irak

GfbV an Steinmeier: Helfen Sie den von ISIS bedrohten Minderheiten im Irak

Mit einem Brief am 16. Juni wandte sich die Gesellschaft für bedrohte Völker an Bundesaußenminister Steinmeier und bat um Hilfe für die Opfer des ISIS-Vormarsches.

Auszüge aus dem Brief:

Dem Norden des Irak droht eine humanitäre Katastrophe. Tausende Christen, Yeziden, Shabak, Shiiten und gemäßigte Sunniten sind auf der Flucht. Sie suchen Schutz vor der sunnitischen Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS). Etwa 3.000 Kämpfer für den sogenannten „Heiligen Krieg“ mit Unterstützung der Untergrundorganisation der Baath-Partei von Saddam Hussein haben mit ihrer Offensive vom 6. Juni die Hauptstadt der Provinz Ninive, Mossul, erobert. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen, die mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zusammenarbeiten und in Kontakt mit chaldäisch-assyrischen Christen und Kirchen stehen, haben mindestens 150.000 Menschen in christlichen und yezidischen Ortschaften in der Ninive-Ebene sowie in verschiedenen Städten des irakischen Bundeslandes Kurdistan Zuflucht gesucht. Zuletzt haben noch etwa 250 christliche Familien in Mossul gewohnt; man muss davon ausgehen, dass auch sie jetzt alle geflüchtet sind.

Seit Sonntagnacht ist auch die yezidische und turkmenisch-schiitische Bevölkerung von Tal Afar und Sinjar westlich der Extremistenhochburg Mossul im äußersten Nordwesten Landes in Lebensgefahr. Denn die Islamisten versuchen, diese Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.

ISIS will bekanntlich in Syrien und im Irak einen islamischen Gottessstaat errichten. Dafür ist der Terrorgruppe offenbar jedes Mittel recht: Auf ihren Websites sind Fotos von Massenhinrichtungen in Tikrit aufgetaucht. Es heißt, die Islamisten hätten dort 1.700 Menschen erschossen – überwiegend junge Schiiten und Kurden einer irakischen Militärakademie.

Es ist uns bewusst, dass es politisch nur in sehr begrenztem Maße möglich sein wird, die Menschen im Irak bei ihrer Auseinandersetzung mit der islamistischen Front zu unterstützen; doch die vorhandenen Spielräume sollten umgehend genutzt werden, vor allem im Bereich der humanitären Hilfe.

Die Kurdengebiete im Nordirak, die in den vergangenen zwei Jahren in Folge der Aktivität der ISIS in Syrien bereits 275.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen haben, sehen sich nun mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Mossul und anderen Gebieten des Iraks konfrontiert. Sie benötigen jetzt dringend Hilfe. Flüchtlingsfamilien werden in Schulen, Dorfgemeinschaftshäusern und Kirchen untergebracht. Sie brauchen dringend humanitäre Unterstützung aus dem Ausland.Hier ist auch die Bundesregierung gefragt.

Vor diesem Hintergrund bitten wir Sie eindringlich, sehr geehrter Herr Außenminister, ggf. im europäischen Verbund, - sich dafür einzusetzen, der kurdischen Regionalregierung bei der Aufnahme der Flüchtlinge durch humanitäre Hilfseinsätze unter die Arme zu greifen, bspw. in Form einer europäischen Initiative, - auf „stillem“ diplomatischem Wege, aber auf höchster Ebene, an die bekannten „Schutzmächte“ der Extremisten heranzutreten (soweit öffentlich bekannt Katar und Saudi Arabien) und auf den Schutz des Lebens und Eigentums von religiösen und ethnischen Minderheiten, die selbst keine „Schutzmacht“ besitzen, in den von islamistischen Gruppen „eroberten“ Gebieten hinzuwirken. Auch die Türkei muss ihre logistische Unterstützung für die Jihadisten in Syrien und im Irak beenden.

(Gesellschaft für bedrohte Völker,
[email protected], www.gfbv.de)

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